Aus der Geschichte eines alten Bördegasthofes - Seite 3

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Lange Reihen schwerbeladener Planwagen, Frachtschiffe der Landstraße, zogen jahraus jahrein die Landstraße entlang, um kostbare Güter nach Westen oder nach Osten zu bringen. Sie waren die einzigen Verkehrsmittel für die Güter. Nach kannte man nicht die Segnungen der Eisenbahn, der Lastautos und der Flugzeuge.

Quarrend und quietschend öffneten sich die Tore des Gasthofes am Abend, wenn dem Wirte ein ohrenbetäubendes Peitschengeknall anzeigte, daß späte Gäste hier Unterkunft suchten für die Nacht. Donnernd rumpelten die Wagen über das Kopfpflaster in den Hof. In der verräucherten Gaststube saßen dann die Fuhrknechte um klobige Eichentische. Becher mit Branntwein und Bier kreisten in der Runde, aus den Tabakpfeifen stieg dicker Qualm zur Decke, und hinüber und herüber flogen derbe Scherzworte. Reiter erschienen vor der Schenke und verlangten durch das Klappfenster Bier und Wegzehrung, und dazwischen erschienen Landbewohner, um sich ängstlich zu erkundigen, ob die Post nach Magdeburg schon fort sei. Bis der Hausknecht dann abends erschien, Tische und Bänke beiseite räumte und Strohbünde herbeischaffte zum Lager für die Fuhrknechte. In den frühen Morgenstunden dann rumpelte die Karawane weiter auf dem Wege zum Rhein und nach Holland.

Zeiten und Menschen haben sich geändert, und jetzt tönt die Hupe des Autos vor dem Gasthof, und die Forderungen der Gäste legen Wert auf fließendes Wasser in den Fremdenzimmern, auf Telephonanschluß und das Morgenbad.