Wilhelm Heinemann - Briefe aus Weltkrieg 2

19.05.1941: in Charleville-Mezieres (an die Mutter)

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19.5.41.

Liebe Mama!

Am Sonnabend erhielt ich das Päckchen mit dem wunderbaren Gebäck von der Frauenschaft. Sprich bitte allen denen, die daran beteiligt waren, meinen besten Dank aus. Am Sonntagmorgen hab ich mir Bohnenkaffee gekocht und dazu den Kuchen gegessen. Es hat mir wunderbar geschmeckt. Gestern wollte ich schon schreiben, aber wir waren beim Panzerwerk 505 und haben es besichtigt. Das Werk konnte mittels seiner 8 Panzertürme das Gelände ringsherum beschießen. Der Kampf hat auf unserer Seite nur 4 Tote gekostet, aber bei dem Kampf um die Höhe 311 mußten 500 Mann dran glauben. Für eine Verteidigung eignet sich das Gelände glänzend. Werk 505 war aber nicht so modern gebaut wie das im Elsaß, das wir damals bei Falkenburg auf dem Rückmarsch besichtigt haben. Es ist 38 m tief, aber ohne Aufzüge. Der Pionier-Obltn Germer hat an einer M-G.-Panzerkuppel eine Sprengladung angebracht, dadurch ist die Munition, die in der Kuppel war, detoniert und hat die Munition zur Entzündung gebracht, die in der Muni-Kammer war. Die Wände sind glatt herausgebrochen. Ich werde Euch das alles später noch genauer beschreiben. In der Zeitung, die ich Euch in diesem Brief mitschicke, könnt Ihr auch einen Bericht davon lesen. Gestern hat es hier ausgiebig geregnet, aber jetzt ist schon wieder schönes Wetter.
Nun will ich schließen. Niveakreme und Zahnpasta musst Du mir noch schicken.
Für heute die herzlichsten Grüße, auch an die anderen, von Deinem Sohn

Willi

Ralf Stamporek