Wilhelm Heinemann - Briefe aus Weltkrieg 2

Soldat Heinemann - *1920 +1944 - Briefe aus dem 2. Weltkrieg

26.05.1940: ein Klick auf die Briefseiten öffnet grosse Bilder

Liebe Eltern!

Meinen allerherzlichsten Dank für Euer nettes Päckchen, das ich heute erhalten habe. Meine Freude war sehr groß, als ich die deutschen Zigaretten sah. Wir bekommen hier nur französische Zigaretten, und das ist ein ganz fürchterliches Kraut! Darum sind mir die schönen Overstolz eine sehr willkommmene Abwechslung. Mir geht es immer noch sehr gut, was ich auch von Euch allen annehme. So solltet Ihr das eingelegte Geld nicht verwenden. Das Geld solltet Ihr doch für Euch behalten. Gebt diese 5 M, die ich jetzt mitschicke, ja nicht wieder für solche Zwecke aus. Die anderen mitgeschickten 5 M könnt Ihr für mich meinetwegen sparen. Hier könnte ich sie nur unnötig ausgeben. Ich habe jetzt immer noch über 45 M. Also Geld genug. Gestern abend waren wir in einer kümmerlichen Kneipe, nur weil wir mal wieder eine kleine Abwechslung haben wollten. Es gibt hier aber nur Wein und Likör. Wir waren halb dicke und hatten nur 1.10 M ausgegeben. Schade, daß es kein Bier gibt. Denn von dem Wein und Likör wird man nur noch durstiger. Hoffentlich werden wir hier bald abgelöst, denn man wird bald stumpfsinnig. Damit wir aber nicht ganz verblöden, haben wir heute unseren Fußball wieder hervorgeholt. Es war sehr schön, aber jetzt merken wir erst, was wir seit dem 14.5. geleistet haben. Die Luft blieb einfach weg. Dienst machen wir hier kaum. Es wird auch Zeit, daß wir unsere Klamotten mal wieder gründlich reinigen können.
Nun will ich für heute schließen und will hoffen, daß wir uns in Schöningen bald gesund wiedersehen. Schreibt mir bitte bald wieder.
Die besten Grüße sendet

Euch Euer Willi