Wilhelm Heinemann - Briefe aus Weltkrieg 2

07.07.1940

 

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7.7.1940.

Meine lieben Eltern!
Gestern hab ich Euren Brief vom 30.6. erhalten, worüber ich mich sehr gefreut habe. Habt recht vielen Dank dafür. Ich kann nur nicht verstehen, daß meine Post solange unterwegs ist. Aber das spielt keine Rolle, die Hauptsache ist, daß meine Post bei Euch ankommt und ich gesund und munter im August bei Euch eintrudele. Was anderes kommt ja auch garnicht in Frage. Denn ich bin jetzt immer noch putzmunter. Was sollte mir jetzt auch noch passieren? Geschossen wird hier nicht mehr und englische Bomber lassen sich hier nicht blicken. Da glaube ich schon eher, daß uns in der Heimat etwas zustoßen könnte. War der Bombenabwurf über Alt- oder Neubüddenstedt? Sind dabei auch Personen getötet worden? Schreibt mir das bitte im nächsten Brief.

Jetzt liegen wir schon wieder 15 km nördlich von Joigny an der Yonne. Der vorletzte Marsch war 52 km und der letzte 45 km lang. Ich bedaure nur die armen Pferde, die können kaum noch kriechen. Mit dem ewigen bergauf- und ab ist es aber auch fürchterlich. Heute hat es zur Abwechslung mal wieder geregnet, und wie. Mit meinem Rade konnte ich kaum noch fahren, weil es so versandet war. Ich hab es gleich abgewaschen und eingeölt. Hoffentlich klappt die Auflösung, damit ich noch etwas Urlaub bekommen kann.

Für heute will ich nun schließen. Grüßt bitte alle. In der Hoffnung, daß ich bald wieder etwas von Euch höre, seid recht herzlichst gegrüßt von Eurem

Ralf Stamporek