Wilhelm Heinemann - Briefe aus Weltkrieg 2

10.01.1940: In Langenbrücken

10.01.1940: Ein Klick auf die Briefseiten öffnet große Bilder

Langenbrücken, 10.1.40
            Liebe Eltern!
            Glücklich bin ich wieder im Bunker eingetroffen, doch leider mußte ich feststellen, daß unser Nachrichten-Zug ein paar Tage vorher abgerückt war. Froh war ich jedenfalls, als ich erfuhr, daß der Divisions-Vermittlungs-Trupp noch da war. Früh morgens um 1/2 7 Uhr war ich im Bunker, der Truppführer sagte mir dann, daß unser Chef noch da ist. Ich meldete mich sofort bei ihm. Er sagte mir dann, das er noch heute zum Quartier umsiedelte und ich sollte dann gleich mitfahren. Unterwegs überholten wir noch den Rest des Rgt. Stabes. Langenbrücken liegt ungefähr 30 km nordöstlich Karlsruhe. Ich habe hier ein gutes Quartier erwischt. Es sind noch junge Eheleute. Unten wohnt noch eine alte Frau, die hat auch zwei Unteroffiziere vom Nachrichten-Zug. Dieser Ort hat ungefähr 1300 Einwohner. Das Wetter hat sich allerdings gewaltig geändert. Erst war hier Schnee gefallen, dann wieder Frost. So ist auf den Straßen das schönste Glatteis zustande gekommen. Hier im Ort sind zwei von unseren Pferden gestürzt, ohne sich aber dabei ernstlich zu verletzen. Jetzt kann ich merken, daß ich Uffz. bin, denn hier in Ruhe geht es doch wieder etwas militärisch zu. In Hannover haben sich die alten Kameraden sehr gefreut, daß ich sie nicht vergessen habe. Der Fronturlauberzug war ein D-Zug. Ich habe im 2. Klasse-Abteil gesessen und gut geschlafen, für heute soll es nun genug sein, anderes Mal etwas mehr.

            In der Hoffnung, daß alles noch mobil ist, seid vielmals gegrüßt von

            Eurem Willi. 

Ralf Stamporek