Wilhelm Heinemann - Briefe aus Weltkrieg 2

05.12.1939: Im Bunker

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Im Bunker, 5.12.39
Liebe Eltern!
           Eure beiden Päckchen habe ich gestern erhalten. Habt vielen Dank dafür. Ich habe mich gewaltig darüber gefreut. Leider muß ich Euch tadeln: Ich kann nämlich hier keine Mettwurst gebrauchen. So gut Ihr es auch meint, aber so etwas ist bestimmt überflüssig. Eßt die Mettwurst lieber selbst. Ihr habt es nötiger als ich. Wir bekommen hier genug Verpflegung. Von der Frauenschaft habe ich heute auch ein Päckchen bekommen. Uebermittelt bitte meinen herzlichen Dank.
            Nun liebe Eltern, noch eine Nachricht, die Euch bestimmt erfreuen wird. Mit Wirkung vom 1.12. bin ich zum Uffz befördert worden. Was damit zusammen hängt, werdet Ihr Euch wohl denken können. Die Beförderung hat mir eine anständige Stange gekostet. Das soll aber nicht heißen, daß Ihr mir noch Geld schicken sollt. Ich komme bequem mit meinem Gelde aus.

            Das ich eventuell frieren könnte, kommt gar nicht in Frage. Erstens ist das Wetter wärmer als bei Euch. Zweitens haben wir Unterwäsche, Kopfschützer usw. und drittens haben wir Kohlen genug. Gesundheitlich geht es mir prima, also was wollt Ihr noch? Es ist alles in bester Ordnung. Was hat denn Onkel Otto noch gefragt? Hat er auch nach mich gefragt? Schreibt mir doch bitte, was er gesagt hat. Gestern hat uns Generaloberst v. Brauchitsch besucht. Er ist des öfteren mit einem Fieseler Storch über unseren Abschnitt geflogen. Den Brief von Tante Lieschen habe ich auch bekommen. Habt blos nicht solche Angst, daß mir etwas fehlen könnte. Was wir haben müssen, bekommen wir. Was wir nicht bekommen kann man entbehren. Dafür ist Krieg. Hildes Brief habe ich damals auch bekommen. Ich habe auch geantwortet. Nun schreibt mir bitte bald wieder. Seid alle herzlichst gegrüßt von

            Eurem Willi. 
 

Ralf Stamporek